Kunstaktionen

17. Zyklus: TRANSITION #5

Bob, Carl und Keith alias Matthias Beckmann, Uwe Schäfer und Jörg Mandernach
Fotos: Klaus Mellenthin | Kurator: Winfried Stürzl
Eine Erzählung der Brüder Bob, Carl und Keith über Jugend, Heimat und Wanderschaft in vier Kapiteln

DIE WEISSENHOFER: DAS PASSAGEN-WERK

Der Weissenhof von Bob, Carl und Keith ist ein Bauernhaus im Wallistal. Hier wuchsen die drei Brüder der Legende nach in ärmlichen Verhältnissen auf. Als der Hof abbrannte, beschloss man in die Neue Welt auszuwandern. Dort bauten die Brüder die Weissenhofer-Ranch auf, entwickelten aus der Schrammelmusik den Rock ‹n› Roll und wurden als Kunstmaler immer erfolgreicher. Als sie die Eltern gut versorgt wussten, kehrten sie heim in das Alte Europa, wo sie seitdem als die Weissenhofer gemeinsam Ausstellungen bestreiten und Musik darbieten.

Die Legende vom Weissenhof steht im Zentrum des «Passagen-Werks» der Weissenhofer. In großen historischen Fotografien von Klaus Mellenthin, Fundstücken aus dem abgebrannten Hof sowie Beschriftungen wird die Familiensaga lebendig: eine assoziative Erzählung über Jugend, Heimat und Wanderschaft, in der Ernst und Witz, Wahrheit und Erfindung, Geschichte und Gegenwart ineinanderfließen.

DAS PASSAGEN-WERK
Eine Erzählung der Brüder Bob, Carl und Keith über Jugend, Heimat und Wanderschaft in vier Kapiteln
DER WEISSENHOF LIEGT IM WALLISTAL

DIE WEISSENHOFER

An einem Ort wie der Klett-Passage gibt es kein Schaufenster ohne Schrift, keine Ware ohne Beschilderung. Für diese Vitrine wurden Worte auf Holzlatten gemalt. Hier heißt es: „Der Weissenhof”. Doch ist offenbar nicht vom Areal neben der Stuttgarter Kunstakademie die Rede, auf dem 1927 die berühmte Werkbund-Siedlung errichtet wurde. Denn auf der gegenüberliegenden Seite liest der vorbeieilende Betrachter: „liegt im Wallistal”. Hier wuchsen die Brüder Bob, Carl und Keith in ärmlichen Verhältnissen auf. Ein historisches Foto zeigt die gute Stube. Auf dem zweiten Bild sind die drei Brüder in ebendieser Stube zu erkennen. Der Weissenhof erscheint als legendärer Ort, mit dem vielerlei Geschichten und Erinnerungen verbunden sind.

DAS PASSAGEN-WERK
Eine Erzählung der Brüder Bob, Carl und Keith über Jugend, Heimat und Wanderschaft in vier Kapiteln
DAS LEBEN DORT WAR EINE QUAL

DIE WEISSENHOFER

Die hier gezeigten Objekte wurden offenbar aus einem Brand gerettet. Trotz ihres geringen materiellen Werts sind sie für Bob, Carl und Keith von unschätzbarer Bedeutung, bezeugen sie doch die Echtheit der historischen Fotos vom Weissenhof – ihrer Heimat – in der Vitrine nebenan: Auf den Bildern sind einige Stücke wiederzuerkennen. Die Beschriftung belegt zugleich: „Das Leben dort war eine Qual”. Nachdem der Hof abgebrannt war, beschloss man daher, in die Neue Welt auszuwandern. Hier bauten die Brüder die Weissenhofer-Ranch auf, entwickelten aus der Schrammelmusik den Rock ‹n› Roll und wurden als Kunstmaler immer erfolgreicher. Dann kehrten sie heim ins Alte Europa, wo sie seitdem als die Weissenhofer gemeinsam Ausstellungen bestreiten und Musik darbieten.

DAS PASSAGEN-WERK
Eine Erzählung der Brüder Bob, Carl und Keith über Jugend, Heimat und Wanderschaft in vier Kapiteln
ES GAB NUR ZIEGEN, HUNDE, VIEH

DIE WEISSENHOFER

In ihrem Lied „Der Weissenhof liegt im Wallistal” stellen die Brüder Bob, Carl und Keith ihre Geschichte in gereimten Worten und Musik vor. Dort heißt es in der ersten Strophe: „Der Weissenhof liegt im Wallistal / Das Leben dort war eine Qual / Gute Bräute sah man nie / Es gab nur Ziegen, Hunde, Vieh”. Fährt man über die Rolltreppe in die Welt der Untergrundbahnen hinab, verheißt ein Schriftzug: „Es gab nur Ziegen”. Die ganze Wahrheit erschließt sich dem Passanten allerdings erst, wenn er die Vitrine auch von der anderen Seite wahrnimmt. Hinter den Worten „Hunde, Vieh” erblickt er ein Foto, das die drei Brüder bei der Brotzeit auf einem Balken in einer Scheune des Weissenhofs zeigt: Das ärmliche Mahl schmeckt ihnen offenbar ganz ausgezeichnet.

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Eine Erzählung der Brüder Bob, Carl und Keith über Jugend, Heimat und Wanderschaft in vier Kapiteln
DIE RUHE AUF DER FLUCHT

DIE WEISSENHOFER

„Die Ruhe auf der Flucht”, so die Beschriftung der Vitrine, ist ein altes christliches Bildmotiv. Der Engel befahl Joseph, er solle mit Maria und dem Kind nach Ägypten fliehen. Denn Herodes ließ alle Kinder ermorden, die zweijährig oder jünger waren. In der Interpretation der Weissenhofer sind es keine Figuren, sondern farbig bemalte Vierkanthölzer, die auf einem kleinen Reisekoffer ruhen. Vielleicht ein Hinweis auf Neues, das aus einer erzwungenen Wanderschaft erwachsen kann? In dem bekannten und immer aktuellen Motiv aus der Kunstgeschichte schwingt trotz der existentiellen Angst ein Zeichen der Hoffnung mit. In der Aufnahme im Hintergrund sieht man Bob, Carl und Keith, die in ägyptischer Landschaft mit schwerem Gepäck unterwegs sind. In regelmäßigen Abständen ertönt das Lied „Der Weissenhof liegt im Wallistal”.